3. Platz
Lorber Paul Architekten GmbH
Köln
Dipl.-Ing. Annette Paul, Architektin & Stadtplanerin, Dipl.-Ing. Gert Lorber, Architekt & Stadtplaner
Mitarbeitende:
Henry Wurster, Lena Güthe, Valentina Radile, Linda Stugg
Club L94 Landschaftsarchitekten GmbH
Köln
Dipl. Ing. Landschaftsarchitekt Frank Flor, Dipl. Ing. Landschaftsarchitekt Jörg Homann, Dipl. Ing. Landschaftsarchitekt Götz Klose, Prof. Landschaftsarchitekt Burkhard Wegener
Mitarbeitende:
Nathania Shekina Tulak, M.Sc. Steffanie Esser, M.Eng. Landschaftsarchitektin AKNW Anna Bayer
Auszug aus dem Preisgerichtsprotokoll
Die Verfasser schlagen drei versetzt angeordnete, höhenmäßig differenzierte Solitärbauten vor, die neue, platzartige Grünräume im Quartier schaffen. Durch diese Setzung entsteht ein öffentlich nutzbarer Außenraum, der zur Durchgrünung und Aufenthaltsqualität beiträgt. Ein siebengeschossiger Baukörper im Süden und ein sechsgeschossiger im Norden flankieren die Friedrich-Ebert-Straße und vermitteln in ihrer Höhenentwicklung zwischen der niedrigeren Bestandsbebauung und dem hohen Gebäude von Teilprojekt 2. Ein fünfgeschossiger, quadratischer Baukörper an der Ostseite von Teilprojekt 3 komplettiert das Ensemble und ermöglicht die Ausbildung dreier gut proportionierter, öffentlich zugänglicher Quartiersplätze.
Für Teilprojekt 4 wird ein gestaffelter Baukörper vorgeschlagen, der sich an der gegenüberliegenden Bebauung orientiert und zusammen mit dem Ärztehaus einen neuen Platz vor der Rialtobrücke formuliert. Die städtebauliche Lücke zu Teilprojekt 2 wird durch ein viergeschossiges, schlankes Gebäude geschlossen. Diese Anordnung bietet zwar funktionalen Lärmschutz für Teilprojekt 3, die Höhenentwicklung – insbesondere des achtgeschossigen Gebäudes – wird jedoch kritisch gesehen, da erhebliche Verschattungen des angrenzenden Übergangsbereichs zu erwarten sind.
Die Baukörper überzeugen durch klare Adressbildung und eigenständige Hauseingänge. Vorgesehene Nutzungen im Erdgeschoss wie Fahrradabstellräume und Gemeinschaftswaschküchen werden von der Ausloberin als nicht realisierbar eingeschätzt; hier wären alternative Nutzungen sinnvoller.
Die Arbeit überzeugt insgesamt durch eine präzise Setzung der Baukörper und eine ausgewogene Körnigkeit, welche qualitätsvolle öffentliche Räume ermöglicht. Gleichzeitig erzeugt die konsequente Setzung jedoch Zwänge, die sich insbesondere in der Erdgeschosszone negativ auswirken. Die direkte Wegeführung an den Fassaden entwertet die Vorzonen der Erdgeschosswohnungen. Während dies bei Stadthäusern tolerierbar erscheint, ist es bei anderen Wohnungstypen mit Schlafzimmern an der Fassade problematisch. Das Baumkarree am Friedrich-Ebert-Platz wird kontrovers diskutiert. Weitere Grünflächen sind gut proportioniert und nutzbar, die Gestaltung der Ränder mit grünen Aussparungen im Plattenbelag wirkt jedoch wenig praxisnah. Barrierefreie Zugänge von der Friedrich-Ebert-Straße fehlen.
Konstruktiv ist eine hybride Bauweise vorgesehen: Eine statisch wirksame Sockelebene in Betonbauweise soll die Lasten aufnehmen, ab dem 2. Obergeschoss kommen Recyclingbeton und Holzrahmenbauweise zum Einsatz. Ein hoher Vorfertigungsgrad wird angestrebt. Das äußere Erscheinungsbild soll einheitlich bleiben; die unterschiedliche Konstruktion soll nicht ablesbar sein. Die Fassaden basieren auf einem klaren Raster, das durch Balkone aufgebrochen wird. Eine differenzierte Materialwahl ist vorgesehen (Naturstein, Kratzputz), wird jedoch in den Visualisierungen nicht nachvoll- ziehbar dargestellt.
Der architektonische Ausdruck der Gebäude wird als uniform und wenig prägnant wahrgenommen. Die gestalterischen Ansätze können die Erwartungen an ein identitätsstiftendes Leuchtturmprojekt für Leverkusen nicht erfüllen. Auch die differenzierten Balkonsysteme ändern daran wenig. Die angebotenen Grundrisse entsprechen grundsätzlich den Anforderungen, in der Umsetzung innerhalb der Baukörper zeigen sich jedoch deutliche Schwächen. Die gewählte Ausrichtung und Tiefe lassen keine durchgesteckten Wohnungen zu. Qualitäten wie wechselnde Ausblicke, differenzierte Belichtung und natürliche Querlüftung entfallen – letztere ist nur bei Eckwohnungen oder Lichthofanschluss möglich. Besonders kritisch ist die fehlende Abgrenzung der Erdgeschosswohnungen vom öffentlichen Raum; Schlaf- und Wohnzimmer liegen ebenerdig direkt zum Außenbereich, was insbesondere im geförderten Wohnungsbau als nicht realisierbar eingeschätzt wird.
Ein hoher Anteil nach Norden orientierter Räume, zentral gelegene Erschließungskerne mit dunklen Fluren und wenig qualitätsvollen Vorzonen sowie kleine Lichthöfe verschlechtern zudem die innere Wohnqualität. Die Integration von Balkonen und Loggien kann diese Defizite nicht ausgleichen.
Positiv hervorzuheben ist die gelungene Einbindung in das bestehende Tiefgaragenraster. Drei neue Treppenhäuser ergänzen das System sinnvoll. Auch in den Bereichen Suffizienz, Konsistenz sowie klimaangepasste Begrünung zeigt das Projekt gute Ansätze.
Insgesamt überzeugt der Entwurf städtebaulich durch klare Raumfolgen und präzise gesetzte Baukörper. In Bezug auf innovative Wohnformen und architektonischen Ausdruck bleibt er jedoch hinter den Erwartungen zurück.